The Truth Is Not Out There

Aus Spookyverse
Dieser Artikel gehört
zum Akte X-Universum.
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Diese Magisterarbeit in englischer Sprache wurde im Fach Amerikastudien erstellt.


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Originaltitel: The Truth is not out there - Postmodern Concepts of Deconstruction and Uncertainty in the US TV Show The X-Files
Charagif.pngDaten & Fakten
Charagif.pngAutor Anatasia H.
Charagif.pngErscheinungsjahr 2009
Charagif.pngVerlag --
Charagif.pngSeitenzahl 118
Charagif.pngAusgaben --
Charagif.pngNeupreis --,-- DM
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Postmodern Concepts of Deconstruction and Uncertainty in the US TV Show The X-Files

Abstrakt:

Die vorliegende Magisterarbeit analysiert Hauptfiguren, Hauptmotive und stilistische Mittel der US-Fernsehserie Akte X aus postmoderner Perspektive. Die Serie lief von 1993 bis 2002 und handelt von den Ermittlungen der zwei FBI-Agenten Fox Mulder und Dana Scully, die in erster Linie paranormale Fälle im Zusammenhang mit z. B. Außerirdischen oder genetisch mutierten Mördern untersuchen. Ziel meiner Arbeit ist es aufzuzeigen, inwieweit die Serie Themen postmoderner Philosophie und einer damit aktuellen intellektuellen Strömung aufweist.

Auf diese Weise soll betont werden, dass die bisher von der akademischen Welt eher vernachlässigte Popkultur und Fernsehserien im Speziellen genau wie andere kulturelle Texte einer großen Aufmerksamkeit benötigen und ebenfalls Vorstellungen sowie vorherrschende Themen ihrer jeweiligen Zeit auf komplexe Weise widerspiegeln. Erst seit den neunziger Jahren werden u.a. Fernsehserien in dieser Hinsicht intensiver untersucht. Meine Analyse wird maßgeblich von drei Fragen geleitet: Inwieweit spiegeln sich postmoderne Ideen in den Figuren, Hauptmotiven und Stilmitteln von Akte X wider? Wie werden diese Themen der Moderne entgegengesetzt? Werden postmoderne Elemente in der Serie positiv oder negativ dargestellt?

Die Postmoderne entwickelte sich in starker Form seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa als Reaktion auf umfangreiche politische und soziale Veränderungen. Sie erscheint in unterschiedlichen Gebieten wie der Architektur, der Kunst, der Philosophie oder auch der Literatur. Das Gebiet der Postmoderne ist aufgrund der Vielfalt ihrer Disziplinen und der Komplexität ihrer Inhalte schwer zusammenzufassen. Was diese Gebiete jedoch alle gemein haben, ist eine kritische Einstellung gegenüber der Moderne. Diese Einstellung wurde in großem Maße von philosophischen Ideen französischer Poststrukturalisten wie Jean-François Lyotard, Michel Foucault, Jacques Derrida oder Jean Baudrillard beeinflusst. Moderne Konzepte wie der unangefochtene Glaube an eine alles umfassende Wahrheit oder eine objektive Vernunft werden kritisiert und hinterfragt.

Darüber hinaus steht die Postmoderne für das Aufbrechen verschiedener Grenzen, die in der Moderne mit einer elitären Sichtweise aufrechterhalten werden, so z.B. die Grenze zwischen populärer Kultur und Hochkultur oder zwischen Realität und Fiktion. Die Postmoderne setzt sich dagegen für eine Pluralität von Stilrichtungen, philosophischen Ideen und Ansichten über Identität ein. Die Postmoderne ist eine kulturelle, intellektuelle Bewegung, die sich gegen Theorien richtet, die darauf zielen alles und jedem einen festen Platz zuzuweisen und unsere Welt vollständig erklären zu können. Dieses Hinterfragen von Konzepten wie der Wahrheit drückt sich in einer ausgesprochen starken Atmosphäre der Ungewissheit und Ambiguität aus, die ebenfalls typisch für die Postmoderne ist. Somit steht sie einerseits für Werte wie eine größere Pluralität, Destabilisierung bestehender Grenzen und das kritische Hinterfragen von Vorstellungen über Wahrheit und Wirklichkeit. Andererseits, bedeutet dieser Gewinn an Möglichkeiten auch eine größere Ungewissheit und wachsende Vieldeutigkeiten. Neben Theorien von den bereits genannten französischen Poststrukturalisten werden ebenfalls Arbeiten von Douglas Kellner und Roland Barthes in meine Arbeit einbezogen sowie Kritiker der Postmoderne wie Fredric Jameson benannt. Außerdem ist ein Kapitel den Veränderungen des US-amerikanischen Fernsehens seit den achtziger Jahren gewidmet um den Kontext zu erklären, der eine Serie wie Akte X ermöglicht hat.

Es sind genau diese zwei Seiten der Postmoderne – die sowohl wachsende Pluralität als auch Ungewissheit – , die sich auch in Akte X widerspiegeln. Postmoderne Züge tauchen vor allem in den Hauptmotiven und Themen auf, die sich durch die Serie ziehen. So befinden sich Mulder und Scully ständig auf der Suche nach der Wahrheit über die Existenz von Außerirdischen und der Rolle der US-Regierung bei deren Experimenten. Darüber hinaus ist es Mulders Ziel auch die Wahrheit über das Schicksal seiner Schwester Samantha, die als Kind entführt wurde, herauszufinden. Doch statt uns eine alles erklärende Wahrheit anzubieten, erschafft die Serie ein komplexes Netz aus widersprüchlichen Antworten, das uns bewusst eine eindeutige Aufklärung verweigert. Außerdem betont Akte X auch auf andere Weise eine konstante Atmosphäre starker Ungewissheit. So werden in mehreren Folgen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion hinterfragt und Objektivität als nicht erreichbares Ideal dargestellt.

Auch die Zeit wird als Konstante mehrfach dekonstruiert. Außerdem zeigt die Serie auf, wie eng Wissen und Macht miteinander verknüpft sind sowie dass diese Verbindung sowohl befreiender als auch unterdrückender Natur sein kann. Paranoia, die sich als gerechtfertigt herausstellt, und das Hinterfragen von Autoritäten werden ebenfalls thematisiert. Schließlich wird in Akte X auch der Bereich der Identität dekonstruiert und als instabil dargestellt, da sie an Vieldeutigkeit gewonnen hat, ständig veränderbar ist und durch eine Vielzahl an unterschiedlichen äußeren Eingriffen dauerhaft gefährdet ist.

Jedoch erscheinen postmoderne Themen auch in den Hauptfiguren und im Stil der Serie. Mulder, und später auch Scully, zeichnen sich durch Epistemologien aus, die Wissenschaft und Vernunft gleichermaßen wie unkonventionelle Vorgehensweisen und den Glauben an paranormale Phänomene als Ermittlungsmethoden einbeziehen. Neben dieser Pluralität an Methodologien findet ebenfalls eine Dekonstruktion geschlechtertypischer Vorstellungen statt. Mulder und Scully weisen beide sowohl männliche als auch weibliche Charakterzüge auf. Anstatt diese als gegensätzlich zu sehen, werden sie gleichwertig verwendet und damit der Sicht von Mann und Frau in Form von Dichotomien entgegengewirkt. Schließlich finden sich auch im Stil von Akte X viele postmoderne Züge. So mischt die Serie unterschiedliche Genres wie Science Fiction, Horror und Komödie. Außerdem experimentiert sie mit einer Vielzahl an Erzählweisen: das eine Mal wird mit The Post-Modern Prometheus eine Folge in schwarz und weiß gedreht (5x05), ein anderes Mal besteht sie bei Triangle aus vier beinahe vollkommen ungeschnittenen Sequenzen (6x03). Schließlich hat die Serie auch viele intertextuelle und selbstreferentielle Bezüge, die eine große Vielfalt anderer Werke und kultureller Texte einbeziehen und oftmals die eigenen Konventionen spielerisch hinterfragen.

Diese Beispiele zeigen, dass die Verwendung postmoderner philosophischer Ideen in Akte X ähnlich wie die Postmoderne selbst zweiseitig ist. Einerseits spricht sich die Serie mit Mulder und Scully für eine Pluralität von Weltansichten und das Aufweichen von Grenzen zwischen dem, was wir als männlich und weiblich ansehen, aus. Außerdem wird ein nicht hinterfragtes Festhalten an Werten wie Objektivität kritisiert. Ebenfalls spricht der Stil der Serie für eine Vielfalt an Mitteln und Erzählweisen, die der Serie Ihre Vielseitigkeit verleihen und Werke der Popkultur gleichwertig mit solchen des etablierten Kanons verwendet. Andererseits spiegeln die Hauptthemen von Akte X die eher negativen Aspekte der Postmoderne wider, in dem sie eine Atmosphäre schaffen, die dauerhaft von Ungewissheit und Gefahren geprägt ist.

Interessant ist hier vor allem, was die Serie in diesem Moment als positives Gegenstück einsetzt. Dies ist zum einen Mulders und Scullys konsequente Suche nach der Wahrheit, die im Fall von Mulder schon einem Glauben gleicht. Auch wenn die Serie genau diese alles umfassende Wahrheit auf sehr postmoderne Weise verweigert, halten die beiden an ihrer Suche fest. Darüber hinaus fungiert auch Scullys katholischer Glaube als eine Art konstanter Zufluchtspunkt in einer ungewissen postmodernen Welt. Somit sind es in beiden Fällen zwei sehr moderne Aspekte, die Mulder und Scully als einziges Sicherheit und eine Konstante in ihrem Leben verleihen: die gemeinsame Suche nach eine Wahrheit, die in der Lage ist alles umfassend zu erklären sowie Scullys religiöser Glaube, der ebenfalls als ganzheitliche Theorie fungiert. Somit spiegelt sich die Postmoderne auf sehr komplexe Weise in Akte X wieder.

Sie steht sowohl für Vielseitigkeit und ein Hinterfragen von Autoritäten als auch für Ungewissheit und Furcht vor instabilen Identitäten. Statt jedoch ausschließlich postmoderne Züge aufzuweisen, setzt die Serie typisch moderne Werte als Quelle der Sicherheit und Hoffnung entgegen. Ob sich diese Hoffnung jemals bewähren wird, lässt die Serie jedoch offen. Somit kann Akte X weniger als vollständig postmoderne Serie beschrieben werden, auch wenn sie die Komplexität dieser Bewegung aufzeigt. Stattdessen spiegelt sie eher den Übergang von modernen zu postmodernen philosophischen Betrachtungen unserer Welt wider. Durch die Verwendung beider Seiten tritt sie jedoch auch umso mehr für ein hohes Maß an Pluralität ein, welches die Postmoderne auszeichnet.

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